Sparkasse Herborn

Maßnahme:

Realisierungswettbewerb zum Neubau der Sparkasse in Herborn

 

Projektdaten:

Kubatur (BRI): 16.900 m³

Bruttogrundrissfläche (BGF): 4550 m²

 

Beschreibung:

Das Grundstück der Sparkasse liegt begrenzt von der Bahnhofstraße im Norden und der im Osten orthogonal dazu verlaufenden Walther- Rathenau- Straße. Die Dill bildet den westlichen Abschluss des Baugrundstücks. Die Bahnhofstraße bindet den Bahnhof und die gründerzeitliche Stadterweiterung an den mittelalterlichen Stadtkern an. Sie stellt als Hauptachse der Stadterweiterung durch den Baumeister Ludwig Hofmann einen baugeschichtlich relevanten Teil der Stadt Herborn dar. Die gegenwärtige Situation ist durch individuelle Bauten und Interessen überformt und lässt einen Gemeinsinn vermissen. Durch den Neubau der Sparkasse in Herborn eröffnet sich die Möglichkeit städtebauliche Fehler der jüngeren Vergangenheit zu korrigieren.

Die Gegensätzlichkeit des Ortes, an der urbanen Hauptachse der gründerzeitlichen Stadterweiterung einerseits und der naturräumlichen Qualität der Dill andererseits, stellt den besonderen Reiz des Grundstücks dar. In der Korrespondenz von Natur und Architektur liegen die zentralen Potentiale des Ortes. Ein Lösungsansatz der auf die Potenziale der Gegebenheiten aufbaut und sie sich zu Eigen macht erscheint sinnfällig. Gelingt solch ein Eingriff gewinnt der gesamte Ort an Lebensqualität.

Die Sparkasse stellt durch ihre Kundennähe und ihr soziales Engagement auch in Zeiten der Krise einen zuverlässigen Partner dar. Schon lange prägt sie als Baustein der Stadt unsere Kulturlandschaft. Vor diesem Hintergrund übernimmt die Sparkasse eine öffentliche Verantwortung, der sie auch durch ihr architektonisches Verständnis Ausdruck verleihen sollte. Ein “öffentliches“ Gebäude entsteht nicht nur durch eine transparente Fassade. Öffentliche Architektur kann nur entstehen, wenn sie ihr Wesen veröffentlicht: ihr Wesen ist der architektonische Raum.

Der Neubau der Sparkasse Herborn versteht sich als öffentliches Gebäude. Die Funktionsbereiche FDL und VAC befinden sich im Erdgeschoss. ImmoC, FKC und Personalraum befinden sich im ersten Obergeschoss. Diese Funktionsbereiche stellen in ihrem Volumen ein an der Walther- Rathenau- Straße anliegenden zweigeschossigen L- förmigen Winkel dar. Die Geschossigkeit entspricht der anliegenden Bebauung.Der Veranstaltungsbereich liegt parallel zur Bahnhofstraße auf demzweigeschossigen Winkel und einem Treppenturm auf. Mit seiner Höhe nimmt er die Traufkante der Bahnhofstraße auf. Die Gesamtform des massiven Baukörpers entspricht einem Meander. Er ordnet sich in die Maßstäblichkeit der Umgebung ein. Der Meander folgt weitest gehend den Baulinien der Haupt- und Nebenachse und stärkt dadurch die räumliche Atmosphäre der gründerzeitlichen Bebauung. Simultan dazu formt die räumliche Skulptur einen zur Bahnhofstraße und zur Dill hin orientierten “öffentlichen“ Platz. Ein Teil dieses Platzes wird durch eine Glashaut abgetrennt. Die formal nach innen geführte Außenfassade verstärkt den Eindruck der Platzsituation. Der abgetrennte Bereich birgt als lichtdurchflutete Halle die Selbstbedienungs- und Servicezone. Der nördlich an der Dill (Pertuisplatz) verlaufende gepflegte Fußweg mündet jetzt auf den “Sparkassenplatz“ an der Dill und wird so zu einem Baustein der Naherholung. Von dem Sparkassenplatz aus kann über den 24H Bereich nicht nur die Sparkasse, sondern auch der Veranstaltungsbereich als Erweiterung des öffentlichen Raums betreten werden. Die 11 Parkplätze für kurz parkende Kunden sind Kompakt auf der Gebäuderückseite untergebracht. Von hier aus kann der Kunde bequem über den bis zum Parkplatz angebundenen Fußweg entlang der Dill den 24H Bereich erschließen. 34 weitere Parkplätze für geladene Kunden, Angestellte und Veranstaltungsbesucher befinden sich im Untergeschoss in der Tiefgarage. Von hier aus sind der 24H Bereich und der Veranstaltungsbereich über ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl angebunden. Die Räume für Technik und Archiv sowie der Kundentresor sind ebenso Teil des Untergeschosses. Die Angestellten verfügen über einen separaten Zugang (Treppenhaus) ins Gebäude.Der Bau widment sich selbstbewusst als ein “öffentliches“ Gebäude der gesamten Örtlichkeit. So partizipieren Sparkasse und Umgebung voneinander und fügen sich zu einem gemeinsamen Bild.

Die Konstruktion des Massivbaus wird in Stahlbeton ausgeführt. Das Untergeschoss wird als “Weiße Wanne“ ausgebildet. Die frei spannenden Deckenkonstruktionen ermöglichen stützenfreie Innenräume zur flexiblen Aufteilung. Die Spannweite von ca. 12,30m wird von Stahlbetonträgernüberbrückt. Darauf ruhen die Geschossdecken mit einer Spannweite von ca. 5,00m. Die großzügig abgehangenen Unterdecken stellen eine barrierefreie Installationsebene für die Gebäudetechnik zur Verfügung. Die Außenwände bestehen aus einer 25cm dicken Tragschale, die mit einer 20cm starken Wärmedämmung belegt ist. Als Fassadenbekleidung ist eine hinterlüftete Sandsteinfassade vorgesehen. Die feingliedrige Lochfassade bietet eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten um zukünftigen Raumanforderungen gerecht werden zu können.Die beschriebene Baukonstruktion stellt vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Nachhaltigkeit eine ideale Lösung dar.